„Exerzitien zur Neuen Phänomenologie“
mit Otto Carstens:
„Die Räumlichkeit des Leibes – Die Leiblichkeit des Raumes“
Kurzinfo: www.gnp-online.de & Wikipedia „Neue Phänomenologie“
Motto
Erst Empfindung, dann Gedanken,
Erst ins Weite, dann zu Schranken.
(J.W.v. Goethe)
Es ist allgemein üblich, Taiji und Qigong zu lehren, zu lernen, zu „erklären“ und zu „begreifen“ mit Begriffen aus der chinesischen Kultur, ganz besonders aus der traditionellen chinesischen Medizin (TCM).
Dieses – etwas gedankenlos – geübte Verfahren ist nicht nur schweren Bedenken ausgesetzt, – man vergegenwärtige sich nur die Geschichte des „Qigong des Fliegenden Kranichs“ – , es ist auch ganz unchinesisch. Bekanntlich ist in vormoderner Zeit Qigong nur durch Nachahmung ohne Erklärung gelehrt und gelernt worden.
Deshalb wollen wir in diesem Seminar uns nicht auf Sprache und Denkweise der Chinesen einlassen, sondern nach alter chinesischer Tradition den „Kranich“ üben als das, was er ist: ein leibliches Exerzitium, d.h. eine Leibes-Übung im strengen Wortsinne, wobei mit „Leib“ dasjenige gemeint ist, was jeder Normalsinnige in der Gegend seines eigenen sicht- und tastbaren Körpers spüren kann, ohne sich auf das Zeugnis der fünf Sinne (Sehen, Hören, Tasten, Riechen, Schmecken) zu stützen.
Es geht also in diesem Seminar nicht darum, zu lehren, wie man ein vollkommener Daoist oder Buddhist oder gar ein moderner vollkommener „Lebenskünstler“ als ICH-AG mit Selbstmanagement zur Gewinnmaximierung werden kann, sondern darum, das Spüren zu lernen und das, was wir spüren, vielleicht auch das, was uns ergreift, auf den Begriff zu bringen.
Bei dieser „Anstrengung des Begriffs“ sollen uns einfache Überlegungen zu den Übungen helfen unter folgendem Aspekt:
Der Leib, der Raum und die Gefühle
Kommentar der beiden Leiter der Tao Academy:
Seit Mitte der 1980er Jahre stellte sich für uns als „Praktiker“ immer wieder die Frage, WAS wir machen mit „unseren Übungen“ und was diese „mit uns machen“. Mitzuteilen, WIE die Übungen auszuführen sind, dazu waren sowohl die asiatischen als auch die europäischen Meister sehr gut in der Lage; über das WAS hat man sich entweder gar keine Gedanken gemacht oder gewöhnlich ausgeschwiegen oder, weil man mit der uns fremden Art von Ruhe und Bewegung nichts anfangen konnte, die Übenden mit Leerformeln (z.B. Qi ist Energie) abgefertigt.
Über philosophische Studien fanden wir zur NEUEN PHÄNOMENOLOGIE, aus der wir dann wichtige Grundbegriffe ganz pragmatisch für Lehre und Einübung des von uns vertretenen Übungsgutes nutzen konnten.
Durch die Veröffentlichung unserer Videoarbeiten wurde Otto Carstens auf unser Bemühen aufmerksam und unterstützt uns jetzt, wie er kann. Otto Carstens ist 82 Jahre jung(!) und beschäftigt sich seit über 30 Jahren mit der NEUEN PHÄNOMENOLOGIE, die von Hermann Schmitz begründet wurde.
Zur Geschichte des Qigong des fliegenden Kranichs
Das „Qigong des Fliegenden Kranichs“ wurde in den 1970er Jahren als eine der „neuen Qigong- Formen“ bekannt und fand innerhalb kurzer Zeit großen Zulauf an Praktizierenden. Insbesondere fielen die Auswirkungen der sechsten Übung auf, das „Stehen wie eine Säule“, das in der Folge zu so genannten „spontanen Selbst-Bewegungen“ (SSB) führte. Dem kommunistischen Regime war dieses zu spontan, so dass die sechste Übung kurzerhand bei Strafe untersagt wurde. Außerhalb des kommunistischen Chinas, aber auch innerhalb, „im Untergrund“ sozusagen, wird die sechste Übung aber auch weiterhin praktiziert. Natürlich wird in diesem Seminar auch die sechste Übung Thema sein!
Das Qigong des Fliegenden Kranichs besteht aus fünf relativ einfach auszuführenden Übungen, die die anmutigen Bewegungen eines Kranichs nachempfinden lassen, und der sechsten “Stehen wie eine Säule-Übung“, mit anschließendem nachspüren und- nachgehen sich frei einstellender spontaner leiblichen Regungen.